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Auslandssemester an der Hang Seng University of Hong Kong

geschrieben von Morris

Bewerbung & Vorbereitung

Als ich mein Studium begann, wusste ich bereits, dass ich unbedingt ein Auslandssemester machen wollte. Doch mein Wunschziel stand noch nicht fest. Um mir eine kleine Inspiration zu holen, nahm ich am „Internationalen Abend“ der HSBA teil, an dem eine Studentin ihre Erfahrungen über das Auslandssemester an der Hang Seng University (HSUHK) teilte. Danach stand fest: Es geht nach Hongkong.

 

Das Bewerbungsverfahren dauerte lange. Die Bestätigung, dass ich mein Auslandssemester an der HSUHK verbringen kann, kam im März. Das Visum für Hongkong und das offizielle Schreiben der Institution erhielt ich jedoch erst im November. Dementsprechend empfehle ich, nicht nervös zu werden, denn es ging den Student*innen in höheren Semestern ähnlich. Bevor man die offizielle Bestätigung erhält, muss man eine Kursauswahl über Google Forms an die HSUHK schicken. Unter dem „Internationen Team“ in Microsoft Teams findet man eine Übersicht über die bereits angerechneten Kurse, was mir bei meiner Auswahl sehr geholfen hat.

 

In Anbetracht der Kosten empfehle ich, sich für das PROMOS-Stipendium zu bewerben, da es eine gute finanzielle Unterstützung für den Zeitraum bietet. Die Unterkunft auf dem Campus kostet etwa 1000 Euro für den gesamten Aufenthalt. Den Flug habe ich über British Airways im September gebucht und der hat mich 400 Euro für die Hin- und Rückreise gekostet.

 

Anreise und Unterbringung

Bei der Ankunft wird man von seinem sogenannten Buddy abgeholt und zum Campus begleitet. Auch wenn man von der Reise erschöpft ist, kann ich nur empfehlen, direkt nach der Ankunft eine SIM-Karte und eine Octopus-Karte für die öffentlichen Verkehrsmittel zu kaufen. Denn aufgrund der nicht so guten Englischkenntnisse der Bevölkerung können die Buddies hier beim Übersetzen sehr hilfreich sein. Eine Alternative zu Bus- oder Zugfahrten sind Taxis und UBERs. Die Taxi- und UBER-Preise sind viel günstiger als in Deutschland, und wenn man mit mehreren Personen fährt, ist dies die schnellere und angenehmere Art zu reisen.

 

Schon vor meiner Ankunft habe ich mich mit Student*innen aus höheren Semestern ausgetauscht und wusste, dass man Bettwäsche, Handtücher, Teller, Besteck und so weiter selbst kaufen muss. Dementsprechend ging ich noch am selben Abend zu Ikea, um die notwendigen Dinge zu besorgen.

Ich teilte mir auf dem Campus ein Doppelzimmer, das mit einem Schrank und einem Schreibtisch für jede Person sowie einem Bereich für Toilette und Dusche ausgestattet war.

 

Was die Verpflegungsmöglichkeiten angeht, so gibt es ein kleines Dorf, das etwa fünf bis zehn Minuten zu Fuß entfernt ist und in dem man alle benötigten Lebensmittel bekommt. Die Preise sind im Vergleich zu Deutschland sehr günstig (ca. 5 Euro für ein gutes Essen). Es gibt auch die Möglichkeit, im College zu kochen, aber es gibt nur eine Kochplatte für die ganze Etage, sodass ich diese Option nicht oft gewählt habe. Der Campus der HSUHK ist viel größer, als man es von der HSBA her kennt. Es gibt ein Fitnessstudio, ein Schwimmbad, einen Tennisplatz, einen Basketballplatz und eine große Bibliothek sowie mehrere Vorlesungsgebäude.

 

Vor dem offiziellen Semesterbeginn hatte ich ein paar freie Tage, die ich nutzen konnte, um mich in meiner neuen Umgebung zu orientieren und einige Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Ich machte eine Wanderung nach Dragons Back und genoss die Eindrücke der Innenstadt der riesigen Metropole in Mong Kok.

 

Auswahl der Kurse

Wie bereits erwähnt, verlief die Kursauswahl über das Google-Formular gut. Allerdings hatte ich einige kleine Probleme vor Ort, weil ein Kurs im Marketing eine Software verwendete, die ich nicht benutzen konnte. Außerdem war es mir wichtig, dass ich nur an zwei Tagen in der Woche Unterricht hatte, damit noch genug Zeit blieb, um Hongkong zu erkunden. Dies führte zu mehr Aufwand als erwartet. Aber am Ende hat alles geklappt, und ich hatte nur am Dienstag und Mittwoch Unterricht in den folgenden Fächern:

 

HSBA

HSUHK

Organisation

Principles of Management

Marketing Management 1

Principles of Marketing

Marketing Management 2

Global Marketing

Strategisches Management 1 + 2

Business Policy

Quantitative Methoden

Statistics & Probability

Investition und Grundlagen der Finanzierung

Financial Management

  

Die Lehrmethoden ähneln denen der HSBA, aber die Struktur des Semesters ist anders. An der HSUHK hat man während des Semesters viele Prüfungsleistungen (Berichte, Präsentationen, Zwischen- und Abschlussprüfungen) statt nur einer Prüfung am Ende des Semesters. Zudem werden die mündlichen Leistungen in den Lehrveranstaltungen bewertet. Da ich aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie die meiste Zeit online unterrichtet wurde, wurden die Präsentationen und Zwischenprüfungen in mehreren Fächern abgesagt und durch Hausarbeiten ersetzt. Nach drei Wochen waren die Online-Kurse gut etabliert, und die geplanten Kurse konnten über Microsoft Teams erfolgreich weitergeführt werden. Allerdings hätte ich den Unterricht viel lieber vor Ort als online gehabt – es ist schade, dass Covid-19 uns nicht ermöglich hat, das Uni-Leben in Hongkong so richtig kennenzulernen.

 

Das Leben in Hongkong

Wenn man, wie ich, ursprünglich vom Land kommt, kann Hongkong einen zunächst einmal überwältigen. Mit acht Millionen Einwohnern ist Hongkong die größte Stadt, in der ich je gewesen bin. Ich wurde von riesigen Wolkenkratzern, aber auch von wunderschönen grünen Parks begrüßt. Mit der Zeit konnte ich mich immer besser orientieren und nach zwei Wochen hatte ich mich an die Metropole gewöhnt. In Hongkong war ich immer mit den anderen vier HSBA-Studenten unterwegs, die ihr Auslandssemester ebenfalls an der HSUHK absolvierten. Das war sehr praktisch, da wir uns die Reisekosten teilen konnten und ich immer jemanden hatte, mit dem ich etwas unternehmen konnte. Wir fuhren oft zusammen nach Mong Kok, um Mr. Wong zu besuchen – eines der besten Restaurants, das man finden kann. Danach endeten einige Abende auf der Partymeile Lan Kwai Fong. Wir sahen uns auch die Pferderennen im Happy Valley an, die ich ebenfalls sehr empfehlen kann. Ein weiteres Muss ist die Aussicht vom Victoria Peak.

 

Unsere Gruppe ging auch gerne wandern. Die besten Wanderwege waren der Suicide Hike und Dragons Back. Wandern ist eine großartige Möglichkeit, dem aufregenden Stadtleben für eine kurze Zeit zu entfliehen. Auch die Fortbewegung in Hongkong war sehr angenehm, ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Taxi, man ist immer sicher am Ziel angekommen. Ich persönlich empfehle die Taxifahrten, da sie etwas komfortabler sind und wenn man den Fahrpreis teilen kann, ist es nicht viel teurer als Bus oder Bahn.

 

Neben Hongkong haben wir uns auch die Möglichkeit nicht entgehen lassen, zu reisen. Gleich zu Beginn sind wir nach Vietnam geflogen. Wir besuchten auch Kuala Lumpur, Kambodscha und Singapur. Die Flüge in andere asiatische Städte sind sehr günstig, und ich empfehle auf jeden Fall, so viel wie möglich zu reisen. Es ist am besten, mit kleineren Gruppen zu reisen, weil man so die Hotelkosten und Taxifahrten vom Flughafen aus leicht aufteilen kann. Nachdem wir von diesen Reisen zurückgekommen sind, ist das Covid-19-Virus ausgebrochen. Das Leben in Hongkong war also sehr begrenzt. Dementsprechend habe ich mich auf mein Studium konzentriert und die Zeit für die Hausarbeiten und Klausurvorbereitungen genutzt. Außerdem war ich viel in Parks unterwegs und habe Sport als Ausgleich zum Lernen gemacht.

 

Das müsst ihr meiner Meinung nach in Hongkong gesehen haben:

  • Victoria-Park
  • Ocean Park
  • Victoria-Peak
  • Rennstrecke Happy Valley
  • Löwenfelsen
  • Allee der Sterne
  • Tian Tan Buddha

Schlussfolgerung

Abschließend kann ich sagen, dass ich die gewonnenen Erfahrungen und Eindrücke des Auslandssemesters trotz der Covid-19-Pandemie als sehr bereichernd empfunden habe. Ich konnte viele verschiedene Menschen kennenlernen und meine sozialen Kompetenzen erweitern. Die Unterschiede zwischen der deutschen Kultur und der Kultur in Hongkong haben mein Verständnis von Tradition und Verhalten erweitert und mich ermutigt, mein Verhalten in einigen Situationen zu hinterfragen.

 

Auch wenn viele Menschen aus meinem Bekanntenkreis anfangs skeptisch waren, dass ich für viereinhalb Monate nach Hongkong gehen würde, bin ich froh, dass ich diese Gelegenheit genutzt habe. Hongkong ist eine tolle Stadt mit vielen verschiedenen Ecken, schönen Parks, Stränden, Wanderwegen und jeder Menge Wolkenkratzern. Ich schätze mich glücklich, dass ich Hongkong auf diese Weise kennenlernen und einen großen Teil seiner schönen Seiten genießen konnte. Ich möchte dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) noch einmal dafür danken, dass er mich während meines Auslandssemesters mit dem PROMOS-Stipendium unterstützt hat. Sowie bei der Hanseatic Bank, die 60% der Flug- und Mietkosten übernommen haben.