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Mein Auslandssemester in Hong Kong

geschrieben von Tjelle

Vorbereitung

Bevor ich mir meinen Wunsch erfüllen konnte, ein Auslandssemester in Asien zu verbringen, musste ich den Bewerbungsprozess dafür durchlaufen. Mit durchschnittlichen bis guten Noten im ersten Studienjahr konnte man sich bewerben. Ich wollte eine völlig andere Kultur kennenlernen. Die Hanseatic Bank fördert Auslandsaufenthalte ihrer dualen Student*innen, sodass ich frei wählen konnte, wo es für mich hingehen soll. Wegen meines begrenzten Budgets wählte ich eine der Partnerhochschulen von der Hamburg School of Business Administration (HSBA), an der ich den theoretischen Part meines dualen Studiums absolviere. Das hatte für mich den Vorteil, dass ich keine zusätzlichen Studiengebühren zahlen musste. Von den vier Partneruniversitäten, die in Asien liegen, fand ich die Hang Seng University of Hong Kong (HSUHK) am attraktivsten. Da dieses Semester das Highlight meines dualen Studiums werden sollte, habe ich viel Mühe in die Bewerbung gesteckt und konnte mir zum Glück einen Platz an der Universität in Hong Kong sichern.

 

Ankunft

Aufgrund der von der Regierung in Hongkong getroffenen Maßnahmen gegen die Pandemie musste ich mich in eine dreiwöchige, verpflichtende Quarantäne begeben. In dieser Zeit durfte ich das Hotelzimmer nicht verlassen, wodurch meine täglichen Aktivitäten erheblich eingeschränkt wurden. Ich habe die Quarantänezeit aber gut genutzt und unter anderem ausstehende Aufgaben für mein Studium erledigt, täglich Sport gemacht und Zeit damit verbracht, etwas über Hongkong zu lesen.

 

Nach der Quarantäne wurde allen Austauschschüler*innen von der Universität ein sogenannter Buddy zugeteilt. Unsere Buddies haben uns vom Quarantänehotel abgeholt und uns zur Universität und dem danebenliegenden Wohnheim geführt. Sie haben uns den Campus gezeigt, alles Wichtige erklärt und uns beim Einchecken in der Schule und im Wohnheim geholfen. Noch wichtiger ist, dass uns nicht nur beim Ankommen halfen, sondern auch meine ersten einheimischen Freund*innen in Hongkong wurden. Im Laufe des Semesters organisierten sie verschiedene Aktivitäten, um uns die Stadt zu zeigen und uns an ihrer Kultur teilhaben zu lassen.

 

Die Universität

Aufgrund der Pandemie wurden alle Kurse online über Microsoft Teams abgehalten. Das hatte natürlich seine Vor- und Nachteile. Ich persönlich hätte Präsenzveranstaltungen vorgezogen, da ich alle meine Kommiliton*innen kennenlernen wollte. Glücklicherweise boten einige Tutor*innen gegen Ende des Semesters ihren Student*innen die Möglichkeit, die Vorlesung in der Uni besuchen. Auch wenn nur wenige Studierende diese Chance nutzten, konnte ich so einige meiner Kommiliton*innen kennenlernen. Die Arbeitsbelastung an der Hang Seng University ist deutlich höher als an der HSBA, da es mehr Aufgaben zu erledigen gibt. Neben den Abschlussprüfungen gibt es in den Modulen Quizze, sogenannte Mid-Terms sowie Einzel- und Gruppenarbeiten. In den meisten meiner Kurse hing zudem ein Zehntel der Endnote von der Teilnahme am Unterricht ab. Da das Semester aber rund vier Monate dauert, ist die Zeit, die man pro Woche in Vorlesungen verbringt, geringer als an der HSBA. Daher habe ich einen großen Anteil meiner Urlaubstage in diesem Jahr für das Auslandssemester genutzt, was es auf jeden Fall wert war.

 

Anders als die HSBA hat die Hang Seng University einen eigenen Campus. Dort gibt es mehrere Gebäude, darunter viele Büros, Klassenräume und Lernbereiche wie eine Dachterrasse und -garten. Außerdem hat die Schule eine eigene Bibliothek, eine Kantine und ein Café sowie verschiedene Sportanlagen auf dem Campus. Besonders gut gefallen haben mir das schuleigene Schwimmbad und das Fitnesscenter. Es gibt aber auch einen Basketball- und Tennisplatz im Freien sowie eine Turnhalle.

 

Mein Leben in Hongkong

Hongkong bietet fast alles, was man sich wünschen kann. Die Stadt ist unheimlich vielfältig. Einerseits kann man sich schnell zwischen den unzähligen Wolkenkratzern verlaufen und andererseits ist man innerhalb kürzester Zeit in einer weitläufigen Natur. Ob an einem der zahlreichen Strände Hongkongs oder auf einer der unzähligen Inseln oder Bergen, ich hatte oft nicht das Gefühl, in Hongkong zu sein. Das ist etwas, was ich besonders genossen habe.

Die Landschaft in Hongkong ist unglaublich. Das Bild unten, das ich auf dem Gipfel des höchsten Berges in Hongkong, Tai Mo Shan, aufgenommen habe, zeigt einen kleinen Ausschnitt der Aussicht, die man in Hongkong hat. Nicht nur die Natur, sondern auch die Stadt ist sehr abwechslungsreich. Die Geschichte Hongkongs als Kolonie und Handelszentrum hat das Stadtbild stark geprägt. Hongkong ist in einigen Teilen sehr international und in anderen natürlich sehr lokal. Daher findet man fast jede Küche und kann die unterschiedlichsten Orte und Geschäfte entdecken.

大帽山 – Tai Mo Shan

In meiner Freizeit war ich unglaublich gerne wandern, bin an den Strand gegangen und habe viele lokale Gerichte und Getränke ausprobiert. Außerdem bin ich dem Rugby-Team der Schule beigetreten, was mir sehr viel Spaß gemacht hat und eine tolle Möglichkeit war, neue Leute kennenzulernen. Natürlich habe ich auch versucht, alle touristischen Attraktionen zu besuchen. Am liebsten aber habe ich die Zeit mit meinen Freund*innen aus Hongkong verbracht, mit denen ich viel unternommen habe und die mir beispielsweise beigebracht haben, Mah-Jongg zu spielen. Das ist ein altes chinesisches Brettspiel, welches oft um Geld gespielt wird und bei allen Generationen sehr beliebt ist. Leider wird es hier in Deutschland kaum gespielt.

 

Wie bereits erwähnt, habe ich im Wohnheim der Schule gewohnt, welches sich direkt neben dem Campus befindet. Mein Highlight dort war die Dachterrasse des Wohnheimes. Auch wenn sie abends relativ früh geschlossen wurde, habe ich sie oft zum Frühstücken genutzt oder in anderen Momenten, in denen ich ein wenig Ruhe brauchte.

 

Was die Sprache angeht, so spricht der Großteil der Bevölkerung zumindest ein wenig Englisch, viele aber auch wirklich gut. Natürlich gibt es einige, vor allem unter den älteren Generationen, die kein Englisch verstehen. Wenn ich mit jemandem kommunizieren musste, der kein Englisch gesprochen hat, habe ich immer einen meiner Buddies angerufen und das Telefon weitergereicht. Auf diese Weise hat trotz Sprachunterschieden immer alles geklappt.

 

Fazit

Ich hatte eine unglaublich tolle Zeit in Hongkong. Besonders überrascht war ich von der Mentalität der Menschen. Jede*r, den*die ich getroffen habe, hat mich willkommen geheißen, versucht, mir eine andere Seite von Hongkong zu zeigen und mich an der Kultur teilhaben zu lassen. Neben den Menschen, die mein Semester so stark geprägt und so unvergesslich gemacht haben, habe ich mich auch in die Stadt selbst verliebt. Noch nie habe ich eine solche Vielseitigkeit und Vielfalt erlebt, die Hongkong so besonders macht. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, dass ich ein Semester in Hongkong verbringen konnte.

獅子山 – Lion Rock Hill